Jede*r hat sie, auch wenn sie keine*r haben will: unbewusste Vorurteile. Lies hier sechs Fakten, die dich und dein Unternehmen weiter bringen.
1. Ausnahmslos jede*r hat unbewusste Vorurteile.
Unser Gehirn arbeitet ressourcenschonend. Das bedeutet, dass es die überwiegende Zeit des Tages auf bereits gespeicherte, erlernte Muster und Assoziationen zurückgreift. Das passiert unbewusst und quasi auf Autopilot. Deshalb weißt du zum Beispiel auch sofort, dass 2+2 gleich 4 ergibt. Darüber hinaus bildet unser Gehirn Assoziationen. Hörst du zum Beispiel das Wort „Frankreich“ assoziierst du damit vielleicht Rotwein, Baguette und Croissants – ganz stereotyp, weil du es vielleicht so einmal gelernt oder erlebt hast. Diese Assoziation wirkt sich auf deine Emotionen aus, die wiederum deine Entscheidung beeinflussen. So entscheidest du zum Beispiel aufgrund des wohligen Gefühls zu Frankreich, deinen Urlaub dort zu verbringen. Das meiste in diesem Prozess passiert unbewusst. Jedes Gehirn arbeitet so und bildet diese (Vor)-Urteile. Der Wirtschaftspsychologe Daniel Kahneman hat genau das in seinem Bestseller „Schnelles Denken, langsames Denken“ beschrieben.
2. Unconscious Bias wirken sich enorm auf dein Berufsleben aus.
Leitest du Teams oder entscheidest du über die Karrierewege von Menschen? Ganz unabhängig von der Hierarchie oder deiner Erfahrung: Die unbewussten Vorurteile unseres Gehirns sind wie Trampelpfade eingeebnet. Sobald ein Bias verankert ist, wandelst du unbewusst immer wieder auf diesem Pfad, wodurch das unbewusste Vorurteil immer weiter verstärkt wird (die Confirming Evidence Trap). Deshalb sehen wir unbewusst in Gedanken eher den Mann als Führungskraft, empfinden Frauen in Führungspositionen als unsympathisch oder haben mehr Empathie für Menschen, die uns ähnlich sind (vgl. Choudhoury 2017). Wie sehr dich deine Biases beeinflussen, kannst zum Beispiel gut mit dem Implicit Associations Test (IAT) der Universität Harvard einmal testen. Es gibt ihn für verschiedene Bereiche (z.B. Gender, Race usw.)
3. Das kostet es dein Unternehmen, unreflektiert mit unbewussten Vorurteilen umzugehen.
Ganz klar: Unsere Fähigkeit, uns auf unser Bauchgefühl und unsere Erfahrung zu verlassen, ist absolut notwendig, um mit der täglichen Informationsflut umzugehen. Doch genau dieses Bauchgefühl und diese Intuition verspeisen deine Diversity-Strategie zum Frühstück: Unbewusste Vorurteile haben Einfluss darauf, wen du zum Bewerbungsgespräch einlädst, wem du mehr Redezeit schenkst oder wen du beförderst. Ganz abgesehen von der gesellschaftlichen Verantwortung: Unbewusste Denkmuster sind hinderlich, wenn du wirklich alle Talente in- und außerhalb deines Unternehmens chancengleich behandeln willst – unabhängig vom Geschlecht, von der sozialen oder ethnischen Herkunft, vom Alter, von der sexuellen Orientierung oder von der Religion/Weltanschauung. Und in einem Unternehmen, in dem ich als Mitarbeiter*in nicht so sein kann, wie ich wirklich bin, in dem ich nicht gesehen werde und in dem ein vorurteilsbelastete Kultur herrscht, bleiben Mitarbeiter*innen nicht. Und genau dabei geht es auch um bares Geld.
4. Unbewusste Vorurteile sind nur eine der Barrieren für Diversity & Inclusion in Unternehmen.
Weitere Barrieren gibt es leider einige: bewusste Vorurteile, Mobbing, Sexismus, Belästigung, struktureller und individueller Rassismus, Diskriminierung, ein Gefühl der Nicht-Zugehörigkeit, fehlende psychologische Sicherheit, eine fehlende inklusive Unternehmenskultur – nur um weitere zu nennen. Diese Barrieren sind in Unternehmen in ganz individueller Ausprägung vorhanden und sie sollten genauestens identifiziert werden. Das geht mit Hilfe von quantitativen und qualitativen Daten: zum Beispiel Einstellungsdaten, Beförderungen, Gehaltszahlen, Leistungsdaten oder anonymen Mitarbeiterbefragungen zur Unternehmenskultur. Den Blick solltest du also immer in mehrere Richtungen wenden. Es reicht nicht, nur Unconscious Bias Trainings anzubieten, ohne die dazugehörige Anti-Diskriminierungsarbeit zu machen. Lies hier mehr darüber, warum wir eigentlich als Menschen eigentlich so stark nach uns ähnlichen Personen suchen und teste deinen Mini-Me Bias.
5. Du kannst lernen, dir deine Unconscious Biases bewusster zu machen.
Dazu gibt es ganz unterschiedliche Strategien. Um das stereotype Denken deines Gehirns zu durchbrechen hilft es zum Beispiel schon, dich mit Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Denkmustern zu umgeben. Abonniere unterschiedliche Twitter- oder Instagramkanäle von Menschen mit Behinderung, Trans*frauen, Women of Color, – insbesondere dann, wenn du diese Identitäten als anders empfindest. Jedoch ist es natürlich nicht die Aufgabe von marginalisierten Menschen, dich kostenlos aufzuklären. Als Inspiration kannst du gerne in meinem Twitter oder Instagram-Profil schauen, wem ich folge.
6. Training im Unternehmen & D&I-Strategie müssen Hand in Hand gehen.
Ja, es ist wichtig, dass alle Menschen schon einmal was von Unconscious Bias gehört haben. Doch wo liegt der konkrete Bedarf in deinem Unternehmen? Welche Zielgruppen sollen zunächst ein Training erhalten, was soll danach passieren und wie misst du den Erfolg? Neben Trainings solltest du innerhalb deiner D&I Strategie auch Bias-bewusste Prozesse erarbeiten. Hand in Hand erzielst du die besten Ergebnisse.
In meinem Unconscious Bias Workbook habe ich drei Übungen aufgeschrieben, die dich jetzt schon dabei unterstützen, vorurteilsfreier zu werden. Hol es dir hier, indem du dich für die Diversity& Inclusion Häppchen einträgst.